Nachdem eine der Ausstellungstafeln am Gedenkort Josephstraße 7 während des Gedenktages an die Novemberpogrome 2021 von Unbekannten zerstört wurde, entschlossen wir uns, unter dem Projekttitel „Gedenken erneuern - Instandsetzung und Aktualisierung der Ausstellungstafeln am Gedenkort Josephstraße 7“ sämtliche Tafeln zu erneuern. In die neuen Texte flossen auch zusätzliche Erkenntnisse mit ein, die wir bei unserer Recherche für die Arbeit am Dokumentarfilm gewonnen hatten. Die neuen Ausstellungstafeln konnten in Verbindung mit einem geführten Rundgang über den Gedenkort schließlich am 9. November 2022 eingeweiht werden.
Unter demselben Titel haben wir 2021 Lehrmaterial entwickelt, das den Dokumentarfilm inhaltlich und methodisch einbettet und auf die Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen im lokalen Rahmen anhand des Gedenkort Josephstraße 7 in Leipzig-Lindenau zielt. Das Material ist so gestaltet, dass ein niedrigschwelliger Einstieg in das Projektthema gewährleistet wird und die im Film erzählten Ereignisse in ihren zeitlichen Kontext gesetzt werden, um schließlich die Erkenntnis zu vermitteln, dass der Holocaust als Höhepunkt und Konsequenz einer kontinuierlich zunehmenden Ausgrenzungs- und Vernichtungspolitik zu verstehen ist und die Geschehnisse rund um die Josephstraße 7 Teil dieses Prozesses waren.
Als weiteren Teil dieses Projekts haben wir die Webseite https://josephstrasse7.parcours-bildung.org als Distributionsplattform für den Dokumentarfilm und das begleitende Lehrmaterial eingerichtet. Über ein Kontaktformular können dort entweder Film und Material zur eigenen Verwendung angefordert werden oder aber die Durchführung durch uns gebucht werden.
Den Dokumentationsfilm konnten wir passenderweise im Rahmen der Jüdischen Woche in Leipzig und des Festjahres 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland am 3. Juli 2021 im Cineding der Öffentlichkeit präsentieren. Die Premiere des Films wurde außerdem begleitet von einer Vorstellung des Lehrmaterials und der Webseite sowie einer anknüpfenden Gesprächsrunde zum Stand der Gedenk- und Erinnerungskultur in Leipzig.
Unter dem Titel „Tür ohne Haus – Die Geschichte der Josephstraße 7 und ihrer jüdischen Bewohner*innen“ entstand 2020 zunächst der Dokumentarfilm „Sie bringen mich weg. Ich weiß nicht wohin.“ Er erzählt vom Schicksal der Familien Reiter und Lotrowsky. Es ist eine Geschichte von Entrechtung, Vertreibung, Enteignung und Ermordung – und vom Widerstand gegen das Vergessen. Anhand der Geschichten der beiden Familien werden sowohl verschiedene Etappen der antisemitischen Verfolgungsmaßnahmen sichtbar als auch die geringen Chancen auf Überleben sowie der Umgang mit den NS-Verbrechen und ihren Opfern von der unmittelbaren Nachkriegszeit bis hinein in die Gegenwart thematisiert.