In den Jahren 2018 und 2019 realisierten wir in Kooperation mit ARBEIT und LEBEN Sachsen e. V. und dem Leipzig Kolleg zwei jeweils dreitägige Projekte zu den Themen Antisemitismus, Nationalsozialismus und Holocaust. Dabei war uns besonders wichtig, den Teilnehmenden ein Verständnis von Antisemitismus zu vermitteln, das sich nicht allein auf die Zeit des Nationalsozialismus beschränkt. Dafür beschäftigten wir uns vor allem damit, wie anpassungsfähig das antisemitische Ressentiment ist und wie beständig es sich hält. Zum gesellschaftlichen Leben in Deutschland gehört aber auch die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte. Wir haben versucht, die Jugendlichen für unsere gemeinsame Verantwortung im Umgang mit dem Nationalsozialismus und seinen Folgen zu sensibilisieren – unabhängig von kulturellen, sozialen oder ethnischen Hintergründen.
Die Projektgruppe von 2018 bestand aus jungen Erwachsenen zwischen 16 und 27 Jahren, die alle auf der Suche nach Asyl nach Deutschland gekommen waren und das Leipzig Kolleg besuchten, um einen anerkannten Schulabschluss zu bekommen. Um einen thematischen Anknüpfungspunkt zu bieten, beschäftigten wir uns zunächst mit dem Vorwissen und den Perspektiven auf den NS, die die Teilnehmenden mitbrachten und anschließend mit den Auswirkungen der nationalsozialistischen Kriegsführung und Propaganda auf die Länder Nordafrikas und des Nahen Ostens. Durch die Frage nach dem Einfluss des NS auf die Herkunftsländer der Teilnehmenden und nach der Bedeutung für die deutsche Gesellschaft der Gegenwart – welche wir am letzten Tag behandelten – wurde ein thematischer Rahmen geschaffen. Innerhalb dieses Rahmens stand die Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen am historischen Ort im Fokus, wozu wir die Gedenkstätte Buchenwald besuchten.
2019 konnten wir das Projekt mit einigen Anpassungen erneut durchführen. In diesem Jahr bestand die Projektgruppe sowohl aus jungen Erwachsenen mit Fluchterfahrungen oder migrantischen Biografien als auch ohne. Unser Ziel war es, so den Austausch unterschiedlicher Perspektiven zu ermöglichen und Sprachbarrieren zu umgehen. Außerdem setzten wir stärker auf die Arbeit mit Biografien Überlebender der nationalsozialistischen Verfolgung, um einen empathischen Zugang zum Thema zu schaffen. Dabei lag der Schwerpunkt unserer Auseinandersetzung auf der Verfolgungsgeschichte der europäischen Jüdinnen*Juden während des NS, weshalb das Ziel unserer Exkursion diesmal die Gedenkstätte Theresienstadt war.